Große grüne Schützengilde Kiel 1412

600 Jahre Große Grüne Schützengilde von 1412.


Ein wohl einmaliges Jubiläum, welches nicht jeder Gildegeneration vergönnt ist, feierte die Große Grüne Schützengilde von 1412 e.V.


Hermann Falke 1. Vorsteher dieser alten, ehrwürdigen Gilde weist mit Stolz auf dieses besondere Jubiläum hin, welches am 8. Juni 2012 gebührend gefeiert wurde. Die Planungen für das Fest haben 3 Jahre beansprucht, um dieser Veranstaltung einen adäquaten Rahmen zu geben. Gleichzeitig war die Jubiläumsveranstaltung auch die Eröffnung des Großen Schießens im Jahre 2012.

Die Festwoche der Großen Grünen Schützengilde begann am Montag den 4. Juni 2012 in den Gilderäumen mit einer Gedenkfeier anlässlich der Gründung der Gilde am 4. Juni 1412.


Am gleichen Abend war auch die Vogelabnahme anlässlich des Großen Schießens 2012. Die Jubiläumsveranstaltung fand dann am 8. Juni im Ratssaal des Rathauses der Landes- hauptstadt Kiel mit ca. 200 geladenen Gästen statt.
Den Festvortrag hielt der Ministerpräsident Herr Peter Harry Carstensen. Weiterhin fand im Rathaus die Weihe einer neuen Gildefahne statt. Es waren Abordnungen aller Kieler Gilden und die ältesten Gilden aus Schleswig-Holstein anwesend. Zum Abschluss gab es einen Empfang durch die Stadtpräsidentin. Nach einer gemeinsamen Fahrt zum Hasseldieksdammer Weg, der Aufstellung der Gildeabordnungen und dem traditionelle Einmarsch durch die über hundertjährige Lindenallee wurden unsere Gäste im Festzelt im wunderschönen Gildepark empfangen und die Jubiläumsveranstaltung fortgesetzt.


Am Samstag und Sonntag fand dann das Große Schießen nach dem Vogel statt, wo im edlen Wettstreit um die Königswürde gekämpft wurde. Um auch allen Kieler Bürgern die Gelegenheit zu geben, etwas über die Tradition der nun 600 jährigen Gilde zu erfahren, wurde eine Ausstellung im Stadtmuseum Warleberger Hof am 8. Mai 2012 eröffnet, die bis zum Jubiläum dort zu sehen war. Gezeigt wurden viele Gilde eigenen Exponate und Schätze die früher im Kieler Thaulowmuseum und heute im Schloss Gottorf gelagert und ausgestellt werden, bis hin zur heutigen Gildegeschichte, einschließlich vieler sehr gut erhaltener Pläne und Dokumente.
Wir hatten, so Hermann Falke, ein Jubiläumsbuch erstellt um die Tradition und Gildegeschichte auch für die nächste Generation festzuhalten und unseren Mitgliedern und Gästen ein wohl einmaliges Gastgeschenk übergeben zu können.


An dieser Stelle ein kleiner Abriss bzw. Kurzinfo der Großen Grünen Schützengilde von 1412.
Im Kieler Stadtarchiv lag bis in den Zweiten Weltkrieg hinein ein altehrwürdiges Pergament
(200 mm breit, 245 mm hoch). Es ist die Gründungsurkunde vom 4. Juni 1412 der Großen Grünen Schützengilde zu Kiel. Die Urkunde selbst ist durch Auslagerung während des Krieges verloren gegangen, es gibt aber gute Abbildungen. Es handelt sich um die älteste Urkunde in Schleswig-Holstein, die sich mit einer Schützengilde befasst, wobei man das Wort „Schützen“ auf den Schutz der Stadt beziehen muss und nicht auf das Schießen. Vier Kieler Bürger gründeten im Einvernehmen mit der Stadt „eine Kompanie der Schützen“; sie stellten eine Satzung auf, die mit ihren 12 Statuten noch heute gültig ist und angewendet wird. So wird z.B. die Jahreshauptversammlung immer am 3. Sonntag nach Ostern abgehalten und heißt daher heute noch „Jubilateversammlung“ und sie wird auch seit 1412 heute immer noch im Kieler Rathaus durchgeführt.
Das Zeichen der Gilde ist ein Papagei und die Gilde hatte früher den Beinamen „Papagoyengilde“. Daher hat wohl der Vogel, den der Schützenkönig als Zeichen seiner Würde trägt, als auch der große hölzerne Vogel beim Vogelschießen das Aussehen eines Papageis. Die Gilde diente dem Schutz der Stadt, sie stellte Ehrenwachen bei festlichen Anlässen oder Besuchen von Fürstlichkeiten im Kieler Schloss. Bis 1880 hatte die Gilde Uniformen und noch 1938 existierte für die Fahnenabordnung (4 Gildebrüder) eine Uniform.

 

Aus der Gilde-Chronik geht hervor, dass dänische Könige Mitglied der Gilde waren, die russische Kaiserin Katharina II war 1744 Schützenkönigin. Daneben tauchen viele bekannte Namen des Schleswig-Holsteinischen Adels in der Mitgliederliste auf, Blohme, Büzow, Rantzau, Reventlou uam. Diese sind zum Teil auch Stifter der Becher und Pokale; des sogenannten Gildeschatzes. Dieser Schatz war früher im Kieler Thaulowmuseum ausgestellt, wurde gottseidank ausgelagert und ist heute im Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig zu sehen. Neben dem Königsvogel von 1726, eine Stiftung von Carl-Friedrich Herzog von Holstein-Gottorf massiv aus Silber und vergoldet, verziert mit Diamanten und Rubinen, gehört auch eine Lade, in der früher Akten und Pokale der Gilde verwahrt wurden. Diese Lade stiftetete 1757 der Kieler Tischlermeister Anton Gottfried Lindemann, der damals Vorsteher der Gilde war. Sie ist ein Kunstwerk aus Eichenholz mit verschiedenen Hölzern furniert und reichlich mit Intarsien versehen, die Bilder aus dem Gildeleben zeigen. Auch diese Truhe ist unter Glas im Landesmuseum Schloss Gottorf zu sehen und ist eine Dauerleihgabe der Großen Grünen Schützengilde mit Vertrag vom 16. Dez. 1896.


Der Gilde gehörte früher das umfangreiche Gelände mit Teichen, welches heute noch „Schützenpark“, „Schützenwall“ und „Schützenstraße“ genannt wird. Im Jahr 1896 kam es zu einem Kauf- und Tauschvertrag mit der Stadt Kiel und so erhielt die Gilde das heutige Gelände am Prüner Schlag mit über 40000 m², die zu einer wunderschönen Parkanlage mit Teichen und der heute über hundertjährigen Lindenallee angelegt wurden. Es wurde ein Schießstand gebaut und ein schönes Gildehaus mit Saal und Küche errichtet. Diese Anlagen und Gebäude wurden im 2. Weltkrieg stark beschädigt, sind aber durch den tatkräftigen Einsatz aller Gildebrüder wieder hergerichtet und werden bis heute ständig verbessert und in Betrieb gehalten. Wir sind uns dessen bewusst, welches Kleinod wir hier fast mitten in der Stadt besitzen, so Hermann Falke und es ist uns Verpflichtung und Ehre, diese wunderschöne Anlage für die nächsten Generationen zu hegen und zu pflegen.


Neben der Pflege und Bewahrung alter Traditionen wird auch der Schießsport betrieben und gefördert. Wir besitzen heute eine hochmoderne Schießanlage mit elektronischer Anzeige und viele Gildebrüder tragen Leistungsnadeln des Deutschen Schützenbundes in allen Klassen. Das Königsschießen heißt in der Gilde „Großes Schießen“ und wird alle 2-3 Jahre durchgeführt. Die Eröffnung findet nach alter Tradition im Ratssaal der Landeshauptstadt Kiel statt und wurde in 2012 mit der Jubiläumsfeier offiziell eröffnet. Die Gildebrüder tragen zu offiziellen Anlässen immer einen schwarzen Anzug, dazu Zylinder und die grüne Gildekrawatte, sowie das große Gildeabzeichen. Der König trägt zu diesem besonderen Anlass an einer Kette den silbernen Königsvogel. Nach alter Tradition finden zum Großen Schießen auch immer die Neuaufnahmen neuer Gildebrüder vor offener Lade statt. Die neuen Gildebrüder wurden als Rekruten vom Leutnant auf diesen Tag vorbereitet, um auch weiterhin die gelebte Tradition zu hegen und zu pflegen. Eine Besonderheit beim Königsschießen ist, dass jeder Gildebruder seinen Schuss selbst auf den Vogel abgeben muss. Er kann sich nicht vertreten lassen und es kann also kein anderer für ihn den Königsschuss abgeben. Wer den Rumpf des Vogels abschießt, ist König der Großen Grünen Schützengilde von 1412 zu Kiel und wird während seiner Regentschaft von den Gildebrüdern mit Majestät angesprochen.


Heute trifft man sich jeden Mittwoch in der Gilde zum Schießsport, zum Skat, zu Gesprächen und um das leibliche Wohl zu stillen. Es gibt viele Gildebrüder, die über 30, 40 oder 50 Jahre in der Gilde sind und so die Kameradschaft, Gemeinsinn und Freundschaft leben und erleben.

 

Gut Schuss